Nach langem Reisen haben wir endlich unser Zuhause gefunden
Wir haben unser eigenes Segelboot namens 'Ti Moun' gekauft.
Wie wir sie gefunden haben, was alles zu tun ist und wie unsere weiteren Pläne aussehen, erzählen wir dir sofort - doch vorher stossen wir an!
Auf Ti Moun, auf euch, unser liebes Blog-Publikum und auf alle Freunde, die unsere Reise bisher so unvergesslich gemacht haben.
Die Tage nach der Ankunft auf Martinique
Nach der Atlantiküberquerung ankerten wir ein paar Tage in der Bucht von St. Anne, im Süden von Martinique.
Ganz in der Nähe liegt eine der grössten Marinas der Karibik, in le Marin. Luca und ich können es kaum erwarten, die Boote auszukundschaften. Hat es hier überhaupt Gebrauchtboote? Gibt es welche in unserer Preisklasse? Und vor allem, wie machen wir das alles auf Französisch?!?
Zum einen freuen wir uns sehr auf die Autonomie, zum anderen liegt ab jetzt alles in unseren Händen. Es stehen grosse Entscheidungen an und die Gemüter sind etwas erschüttert, da die letzten Monate nicht immer einfach waren. Wo sollen wir nur anfangen?
Mit Thomas und Corinna, zwei guten Freunden und Mit-Atlantik-Überquerern schlendern wir durch die Marina. Thomas entdeckt eine Bootsanzeige und weist uns darauf hin. Doch wir winken ab, viel zu teuer!
Doch später an der Strandbar bei einem Bier überlegen wir weiter. Wie wäre es, einfach mal ein Boot zu begutachten? So sammeln wir Erfahrungen, können dem Broker ungeniert Fragen stellen und erhalten einen Einblick in den Bootsmarkt.
Gesagt, getan. Der Broker ist sehr sympathisch und kann sogar fliessend Deutsch! Wir löchern ihn und er gibt breitwillig Auskunft. Am Ende gestehen wir, dass wir absolute Neulinge sind und uns dieses Boot eigentlich gar nicht leisten können.
Er lächelt und meint, der Preis sei noch lange nicht fix. Wir sollen doch weitere Boote anschauen und am Schluss entscheiden.
Wir gucken also weiter Boote an, recherchieren im Internet, sprechen mit Seglerfreunden und schauen uns Martinique an.
Wunderbare Weihnachten
Nun wohnen wir seit einigen Tagen auf Martinique, in den grünen Hügeln oberhalb von St. Luce bei Jean Claude. Er ist ein sehr sympathischer Kreole und nimmt uns sofort unter seine Fittiche.
Das Weihnachtsfest mit Jean Claude und seinen Freunden bringt neue Kontakte. Dabei sind etliche Segler*innen und Leute, die in der Marina von le Marin arbeiten. Schon bald sind wir super vernetzt und erfahren dank unseren internen Quellen von weiteren Booten, die zum Verkauf stehen.
Nach zwei Wochen stehen zwei Boote in der engeren Auswahl. Eine Hallberg Rassy und die oben erwähnte, zu teure Dufour.
Die Entscheidung
Jetzt wird viel über die jeweiligen Boote recherchiert.
Beide haben ihre Macken und sind nicht per sofort segelbereit. Wir nehmen einen unserer neuen Bekannten vom Weihnachtsfest mit, der absoluter Boots-Profi ist.
Er als unbeteiligte Instanz sagt uns objektiv, was er von den Booten hält, wie der Wiederverkaufswert sein wird, wie das mit der Mehrwertversteuerung und des Einfuhrzolls ist, etc.
Auf den Fingernägel kauend entscheiden wir uns für die zu teure Dufour.
Wir starten die Verhandlung mit einem massiven Unterangebot. Logisch können wir die entdeckten Mängel als Begründung angeben, doch wir sind uns überhaupt nicht sicher, ob der Verkäufer auf ein doch deutlich tieferes Angebot eingehen wird.
Die nächsten Tage sind zermürbend! Wir lenken uns ab, in dem wir Fort-de-France und St. Pierre erkundigen.
Plötzlich plingt das Handy, eine E-Mail des Brokers erscheint auf dem Display. Der Verkäufer geht auf unser Angebot ein! Wir können unser Glück kaum fassen, die erste Hürde ist geschafft!
Das Gutachten
Eine solch grosse Investition sollte grundlegend geprüft sein. Da uns die Kenntnisse fehlen, haben wir einen Gutachter angefordert, der das Boot auf Herz und Nieren überprüfen soll - oder in Bootssprache, auf Motor und Rumpfbeschaffenheit.
Es gäbe einige 'Todesurteile' für unser zukünftiges Boot.
Ein neuer Motor wäre beispielsweise zu teuer, Osmose (Feuchtigkeit im Gelcoat) am Rumpf würde zu einem Jahr auf dem Trockenen führen, die komplette Elektronik neu zu machen wäre zu schwierig, etc.
Der Gutachter hat sich einen Tag Zeit genommen. Wir haben in jede Bilge reingeschaut (ist der unterste Raum des Schiffsrumpfes, da sammelt sich eingedrungenes Leck-oder Kondenswasser), wir sind unter Motor und unter Segel unterwegs gewesen und am Schluss wurde Ti Moun noch aufs Trockendock geliftet um das Unterwasserschiff zu begutachten. Grosse Schäden gibt es glücklicherweise keine! Yey! Wir unterzeichnen voller Vorfreude den Kaufvertrag.
Tage auf dem Trockendock
Es ist anstrengend, körperlich und psychisch.
Luca und ich schwitzen, fluchen, gehen uns auf den Geist, haben aber auch ab und an Erfolgsmomente. Wir stehen beide an zwei völlig verschiedenen Punkten. Er ist Handwerker und kennt sich aus, ich wusste beispielsweise nicht, wie eine Abisolierzange aussieht.
Wir stehen öfters vor Problemen. Beispielsweise finden wir nicht alle Ersatzteile, nehmen ein falsches Putzmittel und lassen Metalle oxidieren oder jemand kauft uns am Morgen gerade das letzte Stück 10mm Ankerkette vor der Nase weg.
Die Arme fallen nach einem Halbtag schrubben, polieren und Schimmel bekämpfen ab, das ganze Boot versinkt im Chaos und die Schrauben verlegen sich immer wieder wie von selbst.
Doch wir beissen uns durch. Jeden Tag können ein paar Jobs von der to-do-Liste gestrichen werden, mal etwas Grösseres, mal mehrere Kleinigkeiten.
Wir lernen täglich dazu, insbesondere von den anderen Leuten auf dem Trockendock.
Die Community ist unglaublich hilfsbereit, ebenso die Mitarbeiter der Nautic-Shops. Wir fragen mal hier, mal da, mal das Internet und so wird das Boot nach 10 Tagen wieder ins Wasser gekrant.
Es steht zwar noch eine Menge Arbeit an und die nächsten 1-2 Wochen werden intensiv, aber schon das Schaukeln am Abend in der Koje lässt die Strapazen vom Tag vergessen.
Lucas grösstes Highlight ist das Dinghyfahren. So flitzen wir mit unserem Beiboot des Öfteren durch die Bucht um irgendwo ein 'vergessenes' Ersatzteil zu holen oder um noch einen Abstecher in die Kokoarhum-Bar zu machen.
Ausblick
Ein Boot herzurichten ist wie das erste Mal in eine eigene Wohnung zu ziehen und nebenbei noch ein Oldtimer-Auto gekauft zu haben, welches jeden Tag Liebe und Zuwendung braucht.
Erste Priorität war die Technik und die Mechanik des Bootes, hier sind wir nicht schlecht dran. Aber wohn-technisch haben wir gerade einmal frisches Geschirr und Kopfkissen gekauft.
Mehr Bilder vom Inneren der Ti Moun folgen im nächsten Beitrag, wenn sie dann einigermassen eingerichtet ist. Und der nächste Beitrag folgt bald, versprochen. ;-)
(Ech ghöres scho; "Joo, was heisst den bald?!" " Wörkli bald liebi Mamis, versproche!")
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Kommentare
Hey ihr zweiverruckte. Isch ja mega was ihr alles mached und erläbed. Jetzt druch ich eu aber fescht de tumä, dass ihr bald mit euem boot alles so richtig chönnd gnüsse.
Liebi grüässli roman
Wow Ihr zwei NeuBootsBesitzer:in👍herzliche Gratulation und viel Freude mit dem Schiff und erlebnisreiche Abenteuer wünsche ich Euch. Grossartig was Ihr auf die Beine stellt. Good luck, Anita
Hey ehr Liebe. Danke vell mal för die mega spannende Biiträg. Es fühlt sech chli so ah, als wär mer debii. Ganz vell Glöck ond alles Liebi. Happy Birthday liebe Luca. ❤️