Planänderung - Aix en Provence

Veröffentlicht am 12. August 2024 um 14:53

Im letzten Artikel suchten wir nach neuen Segelboten an der Cote d’Azur, die uns mitnehmen würden. Warum sind wir denn jetzt in Aix en Provence, meilenweit vom Meer entfernt? Es lief folgendermassen…

Adieu, Port Saint Louis

Ein ziemlich schwieriger Moment war das Packen all unserer Sachen von Samira.
Wir hatten geplant, länger als 1 Jahr auf ihr zu leben und sind dementsprechend mit grossem Gepäck angereist. Nun stand die mühsame und emotional auslaugende Arbeit bevor, was nehmen wir mit, was kommt zu meinen Eltern nach Ebikon?
Wir fluchten, weinten und waren uns uneinig. Es dauerte fast 2 Tage, bis wir alles ausgeräumt hatten. Jedes Stück in der Hand war ein kleiner Abschied vom grossen Samira-Traum.

Schlussendlich trägt jeder von uns einen grossen Rucksack auf dem Rücken, einen kleinen vorne am Bauch und dann noch je eine riesige Reisetasche mit dem Tauch- und Segel-Zeugs. Es ist mühsam, viel zu schwer und viel zu heiss. Mit hochroten Köpfen und schwarzen Gedanken laufen wir in Richtung Bushaltestelle. Oh mann.

Ankunft

Der Bus kommt, wir fahren 4h, verpassen natürlich ein paar Anschlüsse und steigen irgendwann in Aix en Provence aus. Wo ist nun das Airbnb?

Logisch finden wir mit der heutigen Technik das BnB, checken ein und lassen uns zu Tode erschöpft auf das Sofa fallen. Wir müssen verarbeiten. Die Samira-Situation, dass wir nun als Backpacker mit viel zu viel Gepäck unterwegs sind und dass wir keine Ahnung haben, was wir das nächste Jahr so machen werden.

Es ist ein Alptraum, aber auch ein Neuanfang. Nach ein paar Gläsern Gin (danke Luca F.!) reisen wir gedanklich per Anhalter nach Argentinien, kaufen ein altes Büssli und fahren die Panamericana rauf, gründen eine Tauchschule in Panama und kaufen ein Segelboot in der Karibik. Es ist ja nun wirklich alles möglich!

Auch Telefonate mit Zuhause helfen. Die Eltern, Geschwister und Freunde unterstützen, muntern auf, schicken nachgestellte Fotos und bringen uns zum Lachen.
Das ist also die Ankunft in Aix und gleichzeitig auch in unserem neuen Reisekapitel.

Aix, tu es magnifique

Am nächsten Tag haben wir den emotionalen Kater überstanden und vielleicht einen etwas anderen auch.

Wir öffnen die Fensterläden, schauen raus und sind positiv überrascht. Aber wir schliessen die Läden sofort wieder, da es viel zu heiss ist – laut Meteo 37 Grad, gefühlt wie 40.
Das Städtchen hat unglaublichen Charme! Bald schlendern wir durch die kopfsteingepflasterten Gassen, staunen über bunte Häuserfassaden und ehrwürdigen Stuckaturen. Es ist Markt, die Leute schwatzen, trinken Apéro und bummeln. Wir fühlen uns sofort wohl und machen genau dasselbe. So ein gepflegtes Stadtleben hat auch was, merken wir!

Bald pendelt sich eine Routine ein.
Am Morgen stehen wir eher früh auf, lesen und trinken dabei Kaffee & Tee, frühstücken gemeinsam und gehen dann bald raus. Bis um ca. 12 Uhr ist es noch nicht so unglaublich heiss und wir geniessen die grosse Anzahl der Wochenmarktstände.
Den Mittag und Nachmittag verbringen wir im BnB. Wir machen Yoga oder Kraftübungen, essen etwas Selbstgekochtes, schreiben Tagebuch und schauen auch mal etwas Netflix.
Gegen 19 Uhr gehen wir geduscht wieder auf die Gasse. Mit den schönen Sandalen und einem frischen Hemd ausstaffiert, wird unter den Bäumen geapérölet oder auch mal eine Glacé gegessen. C’est la vie!

Kunst und Kultur

Aix ist eine Künstlerstadt. Paul Cézanne hat hier gelebt und gemalt. Mittags tafelte er gerne mit seinem Freund und Schriftsteller Emil Zola am Cours Mirabeau in einer Brasserie. Am Abend wurde dann Konzerten und Stassenmusikern gelauscht.

Wir besuchen Museen, alte französische Adelspaläste und saugen die kreative Atmosphäre in uns auf. Wir kriegen nicht genug von den wunderbaren Gassen, den kleinen Läden, die handgetöpferte Schalen und Tassen verkaufen oder Bilder von lokalen Künstler ausstellen. Zum Glück haben wir schon Übergepäck, sonst wäre hier sicher mehr Geld ausgegeben worden! ;)

Wie weiter?

Nach 6 Tagen Kultur, leben in einem schnuckeligen Airbnb in dieser pulsierenden Stadt Aix en Provence, stehen wir wiederum an einer Bushaltestelle.

Unsere Reise geht weiter nach Martigues, dem Venedig Südfrankreichs. Dort haben wir ebenfalls ein Airbnb gebucht, um noch die letzte Woche zu überbrücken. Am 17. Aug. geht es nämlich wieder auf ein Segelboot!! :)

Wir können es echt kaum erwarten. Dieses nächste Boot gehört einem ca. 40 jährigen Deutschen, der mit seinem Kollegen für 3 Wochen das Mittelmeer unsicher machen möchte. Logisch sind wir da gerne dabei, sammeln weiter Erfahrungen und Meilen und geniessen hoffentlich bald laue Brisen, das sanfte Schaukeln der Wellen und spektakuläre Sonnenuntergänge.


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