Über unser Schiff - Samira

Veröffentlicht am 19. Juni 2024 um 10:57

Wie kommen wir eigentlich zu unserem zukünftigen Zuhause? Woher kennen wir Samira und was für ein Schiff ist sie? Alles begann im Jahr 2019...

Wie Viviane zum Segeln kam

Ich habe 2012 zum ersten Mal etwas Segelluft geschnuppert, als es mir auf einem Interrail-Trip im hohen Norden oben kurzerhand zu kalt wurde, und ich spontan in 2 Tagen und 2 Nächten nach Griechenland fuhr, um dort auf einem Katamaran anzuheuern.
Über die Website 'Hand gegen Koje' konnte man damals für 10 Euro pro Tag auf einem Segelschiff mithelfen und mitsegeln. Aus der geplanten Woche wurden etwa 3 und dieses Lebensgefühl hat mich seit damals nie mehr losgelassen.

 

Nun im Sommer 2019 wollen Isabelle (mein damaliges WG-Gspändli und heute eine gute Freundin) und ich zusammen weg. Doch wohin? Als Studentinnen war das Budget eher gering, doch Zeit hatten wir genug. Spontan schlage ich vor, wir könnten ja auf einen Segeltrip gehen und noch spontaner stimmte Isabelle sogar zu!
Auf der Website 'Hand gegen Koje' finde ich diesmal Hans und sein Segelboot Samira...

Corsica 2019

Wir reisen mit gepacktem Rucksack und grosser Vorfreude nach Ajaccio auf Korsika. 
Dort empfängt uns ein bärtiger Österreicher am Terminal Maritime und sagt zwei Dinge: "Ich hoffe, ihr mögt Sundowner!" und "Gut habt ihr Rucksäcke und keine Koffer dabei!". 
Wir bejahen grinsend die erste Frage und verstehen nicht so recht, was die zweite Aussage soll. Doch 5 min später, als wir mit dem kleinen Beiboot (auch Dinghy genannt) bei Samira ankommen, wird es uns klar. Samira ist zwar stolze 44 Fuss lang (13,4m), aber der Platz ist doch begrenzt. Sperrige Dinge wie Hartschalenkoffer sind da eher schwierig unterzubringen und daher ein grosses No-Go bei Skipper.
Wir können knapp unsere Rucksäcke in die Koje legen, da ertönt schon die bronzene Schiffsglocke. Wir laufen zur Kombüse (Bootsküche) und erkennen schnell, was dieses akustische Signal bedeutet. Als wir mit den Sundowner-Gläser in der Hand oben im Cockpit sitzen, stellen wir fest, wie schön die Ruhe auf dem Wasser und wie nett Hans ist. Er erzählt uns, wie er zu Samira kam...

Über Samira

Samira ist eine Endurance 44, gezeichnet vom Amerikaner Peter Ibold.
Ihr Rumpf wurde 1979 in Nordfrankreich aus Stahl geschweisst und mit einem Mercedes Motor ausgerüstet. So konnte sie durch die Kanäle in die Schweiz überführt werden. 
Ihre Erstbesitzer, Stefan und Sabina, haben dann unter eine Brücke in Basel während 5 Jahren am Innenausbau, Mast und Rigg gearbeitet. Sie sind mit ihr vom März 2000 bis im August 2009 einmal um die Welt gesegelt. Auf ihrer wunderbaren Homepage berichten sie von Samiras ersten Abenteuer (SY-SAMIRA Basel).

Modell:              Endurance 44

Takelung:          Ketsch

Segelfläche:    85m2

Rumpflänge:   13.4m

Breite:                 4m

Tiefgang:           1.95m

Verdrängung: 15t

Motor:                Mercedes OM617 55kw

Anz. Kojen:      2 Kojen mit je 2 Schlafplätzen, 5 zusätzliche Liegen

Nach der grossen Weltumsegelung segeln Stefan und Sabine im Mittelmeer weiter, bis sie Samira 2017 verkaufen, um sich ein kleineres Schiff zuzutun. Der Österreicher Hans verliebt sich Hals über Kopf in die wunderschöne Samira und beginnt, sie im Mittelmeer zu segeln. Er möchte sie rundum überholen und dann Ende 2019 über den Atlantik segeln. Doch im Jahr 2020 steht die Welt Kopf und die Dinge entwickeln sich ganz anders...

Samira heute

Samira steht nun seit einer Weile im Port Saint Louis du Rhone auf dem Trockenen.

Während den letzten Feiertagsbrücken waren wir auf der Werft, um uns ein Bild zu machen. Die gute Dame ist schon in die Jahre gekommen und der Lack blättert teilweise ab. Der Rost nagt an ihrem Stahl-Bug und es gibt unzählige Dinge zu tun. Beispielsweile muss man sie ganz neu streichen, den Rost behandeln, das Deck neu machen, den Motor überholen, den Boiler anschliessen, einen Windgenerator installieren und die Kabel dafür ziehen. Das ist erst ein Bruchteil der Arbeiten, die noch anstehen. Doch dazu folgt später mehr.

Einige wenige Dinge konnten wir schon anpacken, wie ihr auf den Fotos erkennen könnt.

Zukunftspläne

Und nun, wie geht es weiter?

Momentan ist Samira in der Werft und ihr Bug wird von Profis neu gemacht. Sie wird aussen entrostet, ausgebeult (da ist sie einmal einem Riff zu nahe gekommen!), die Scheuerleiste wird entfernt und die Naht wieder zugschweisst und natürlich wird sie auch frisch gestrichen. Nicht mehr dunkelblau, sondern in einer neuen Farbe! Bleibt gespannt! ;-)

Am 17. Juli wird Samira eingewassert. Nach mehr als zwei Jahren darf sie endlich wieder ins kühle Nass!!
Wir werden gemeinsam mit Hans und seiner Partnerin 4 Wochen das Mittelmeer besegeln. Dabei sammeln wir die 1'000 Seemeilen, die wir noch brauchen, um den Hochseeschein abzuschliessen. Grob geplant segeln wir bis nach Sizilien und wieder zurück. Aber das kommt meistens anders, als man denkt...

 

Mitte August verlassen Hans und seine Partnerin Samira und wir heben sie nochmals aufs Trockendeck. Luca und ich wohnen auf ihr, während dem wir einen ganzen Monat lang an ihr arbeiten, um sie für unsere grosse Reise vorzubereiten.

Am 16. September wird sie dann zum zweiten Mal eingewassert. Und dann geht unser grosses Abenteuer mit Samira los...


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Katja
Vor 8 Monate

Toller Bericht. Seid ihr bis nach Sizilien gesegelt?
Herzliche Grüsse auch von Oskar 😉

Stefan Jäger
Vor 4 Monate

Mit grosser Freude lese ich hier, dass ihr das feine Schiff wieder instandsetzten und segeln wollt.
Bitte schreibt mir, wenn ihr das nächste Mal in Port St Louis am Arbeiten seid. Ich würde gerne einmal vorbeikommen.

Viviane & Luca
Vor 4 Monate

Hallo Stefan

Du bist der Vorbesitzer von Samira, oder?
Schön von dir zu hören! :-)

Leider ist dieser Artikel schon etwas veraltet. Wenn du den nächsten liest, weisst du, dass wir leider doch nicht mit Samira unterwegs sind.

Alles Gute & vielleicht sehen wir uns ja trotzdem einmal auf hoher See!