Roadtrip durch Europa

Veröffentlicht am 25. August 2023 um 13:51

Die Schulglocke klingelt, alle stürmen raus und rennen in die Freiheit der Sommerferien - das beste Gefühl der Welt! 
Für uns heisst das, alle nötigen Dinge in Theo einladen und dann losfahren in Richtung Wärme...

Gotthard

Unser erster Stopp war der Gotthardpass. Oben angekommen biegt man auf die alte Strasse aus Pflastersteinen (Tremolo genannt) ab und erreicht dann die kleinen Seen. Dort standen schon ein paar Camper, deshalb beschlossen wir, die Strasse wieder etwas runter zu fahren, um ungestört zu sein.
Wir stiessen auf unseren Ferienbeginn an, kochten ein leckeres Risotto und als die Sonne unterging, wurde es bitterkalt und wir freuten uns auf das warme Bett...

Am Lago Maggiore

Das nächste Etappenziel war die  südliche Spitze vom Lago Maggiore, um möglichst bald am Meer anzukommen.
Unser Halt für die Nacht wurde ein Parkplatz neben der Hauptstrasse. Nicht unbedingt optimal, aber direkt am See und in der Nähe des kleinen Dorfs Ranco. Dies war die zweite Nacht wildcampen ohne Toilette oder Duschmöglichkeiten, aber es gab ja den See gegen den Geruch und auch ein blickdichter Schilfgrasgürtel, in welchem man sich hinkauern konnte um zu... - naja, was wohl? ;-)

Nach einer eher kurzen Nacht tranken wir am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang den obligaten Schwarztee und Kaffee. Währenddessen bereiteten wir mit dem alten, harten Brot Fotzelschnitten zu und besprachen, wo es als nächstes hingehen sollte.
Ein anderes Problem wurde ebenfalls diskutiert: Während der Hitze des Tages heizt sich Theo auf über 40 Grad Celsius auf und in der Nacht kühlt er kaum runter. Ab nun waren wir also auf der Suche nach einem Ventilator...

Tellaro

Nun wollten wir ans Meer. Cinque Terre während den Sommerferien ist nicht die beste Idee, deshalb fuhren wir noch ein paar Kilometer weiter nach Tellaro. Was für ein pittoreskes Städtchen!! Wir haben uns sofort verliebt - in den Camping Campeggio Gianna Golfo dei Poeti, in das saubere und klare Meer und die Gelassenheit der Einwohner. Dort sitzen tatsächlich noch Nonna und Nonno auf der Bank in der Dorfmitte, die Bambini springen von Felsen ins Meer bis es dunkel wird und überall wird palavert und gelacht...

Sperlonga

Nach einer Nacht auf einem dubiosen 'freien Stellplatz' mit Leuten, die aus der Gesellschaft gefallen sind, ging es nun weiter nach Sperlonga. 
Dort checkten wir in einen riesigen, typisch italienischen Camping ein. Für mich bedeutet das, die Wohnwagen haben einen Gartenzaun rundherum und eine bepflanzte Veranda, der Fernsehen läuft überall und viel zu laut und die Kids cruisen die ganze Nacht auf ihren Fahrrädern durch den Camping.

Vieste

In Vieste bezahlten wir 15 Euro für einen Stellplatz ohne alles (kein Strom, Wasser, sanitäre Anlagen oder Infrastruktur). Also schmuggelten wir uns immer in einen Beach-Club um zu duschen und auf Toilette zu gehen.
Das Städtchen selbst war wunderschön, mit tollen alten Kirchen, engen Gässchen und entspannten Leuten.

Gallipoli

Endlich lerne ich auch noch Lucas zweites Zuhause kennen. Seine Familie kommt aus dem schönen Städtchen Gallipoli, ganz im Süden von Italien und dort auf dem Agricamping Torre Sabea verbrachten wir die nächsten Tage und Nächte. 

Ein Highlight war der Tauchgang vor der Insel Isola di Sant' Andrea an einem Tauchplatz namens Secca del Faro. Wir sahen zwar nichts Spezielles, aber nur wieder einmal zu Tauchen war schon grossartig genug.
Das zweite Highlight war das Aqua-Gymnastik, welches wir zusammen mit etwa 10 Frauen (Altersdurchschnitt ü60) im Pool mitgemacht haben. Was haben wir gelacht!

Albanien

Nun ging es für uns mit der Fähre über Nacht nach Albanien, genauer gesagt nach Vlora.
Dort angekommen mussten wir 3h am Mittag in einer Schlange anstehen, um einklarieren zu können. Wir sind fast verschmort, der Thermometer von Theo zeigte 46 Grad und auch unser neuer Ventilator half da leider nicht.

Ein paar Stunden später aber standen wir auf dem schönsten Stellplatz, den wir uns vorstellen konnten. Alleine, oben auf einer Klippe am Meer. Wir packten alles aus, richteten uns häuslich ein und dann merkten wir, wie der Wind aufzufrischen begann. Mehr und mehr. Der Wind riss plötzlich an der Sonnenstore, der Sand flog uns in die Augen, unsere Schuhe und Handtücher flogen weg und wir starrten uns an. So schnell kippte das Wetter noch nie! Ausgerüstet mit Tauchmasken (gegen den sandstrahlenden Sand) packten wir eiligst unsere sieben Sachen in den Bus und verbrachten eine sehr unruhige Nacht oben auf den Klippen.
Der nächste Morgen war immer noch zu windig, um draussen sitzen zu können, also fuhren wir beizeiten los, in Richtung Inland von Albanien...

Der Wildfluss Vjosa

Am Ufer des Flusses Vjosa verbrachten wir die nächsten Tage. Die Vjosa ist der letzte Wildfluss in ganz Europa. Dort hinzukommen war ein nervenaufreibendes Erlebnis!
Wir navigierten meist mit Maps.me, da man die Karten dieser App vorher im Internet downloaden konnte und anschliessend offline darauf Zugriff hatte. Bis jetzt funktionierte das bestens. Nun zeigte uns die App, dass wir von der bergigen Hauptstrasse auf immer kleine Strassen abzweigen mussten, bis die Strasse dann wirklich nur noch eine Schotterpiste voller Schlaglöcher war. Als wir um eine Kurve bogen, ging der Weg so abrupt richtig steil hinunter, dass Luca nur noch nach unten lenken konnte. Diese Neigung würden wir nie mehr hochkommen mit dem schweren Theo!
Aber das machte ja nichts, weil es unten nur noch über die Brücke gehen würde und wir dann am Stellplatz angekommen wären. Doch, wo war die Brücke? Wir sahen nur noch die Pfeiler, wo sie einmal gestanden war.  Die Strasse wieder raufzufahren war keine Option, es gab auch keine Nebenstrasse, sondern nur Fusswege entlang der Vjosa. Den Fluss zu queren ging in dieser Jahreszeit auch nicht, er führte viel zu viel Wasser.
Wir fluchten und weinten abwechslungsweise und sahen schon Theos Wrack, wie es langsam auf dieser Flussseite verrostete, während in Luftlinie 50m auf der anderen Seite immer neue Camper hinfahren würden. 
Der einzige Ausweg war, die Fusswege mit Theo zu befahren und das machten wir dann auch. Er wurde auf beiden Seiten von Büschen zerkratzt und mehrmals trafen Steine und harte Brocken Erde unten an die Karosserie. Nach über 3h Fahrt für 8 km hatten wir wieder Asphalt unter den Rädern - was für eine Wohltat!!

Aber genau dort fanden wir auch den schönsten Stellplatz der gesamten Reise!
Wilde Ziegen begrüssten uns jeweils am Morgen und die Einheimischen kamen am Nachmittag vorbei, um zu baden.
Wir machten Fluss-Expeditionen, spielten Schach, buken herrliche Pizzaschnecken und lebten im Einklang mit der Natur. Sprich, es gab keine Toilette, deshalb machten wir es wie die Inder in ihren Flüssen (natürlich nur zu Randzeiten, wenn niemand am Baden war... ;-))

Blue eye und heisse Quellen in Banjat e Benjes

Die beiden gross angepriesenen Sehenswürdigkeiten von Albanien haben uns nicht wirklich weggehauen. Das blue eye in Syri i Kaltër war absolut überlaufen mit Touris und schlussendlich kuckte man sich für 2 min diesen Pool an (siehe Bild unten) und das wars. Baden durfte man dort nicht mehr.
Die heissen Quellen Banjat e Benjes waren etwas spezieller. Dort hatte es sehr viele Albaner*innen, die in den Bädern Heilung suchten und als wir dort waren, campierten die Mitglieder der Pothole Auto-Rallye ebenfalls dort. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren, dass die teilnehmenden Autos nicht mehr als 500 Euro gekostet haben dürfen und älter als 20 Jahre sein müssen. Und mit diesen (teilweise sehr schrottigen) Karren fahren sie durch 12 Länder und über 4'500 km, um das letzte Schlagloch Südosteuropas zu finden.

Berat

Bei Elisabeth, genauer auf ihrem asphaltierten Hinterhof, campierten wir die nächsten 2 Nächte. Berat ist Weltkulturerbe und eine der schönsten Städte Albaniens. Wir spazierten durch die Gassen, assen leckere, traditionelle Speisen und schwatzen den ganzen Abend mit Elisabeth, die viele Geschichten über Albanien und die bewegte Vergangenheit des Landes zu erzählen wusste.

Tirana

Ganz in der Nähe von Tirana, am See Purrezit campierten wir das letzte Mal in Albanien. Der Camping war klein, wunderschön und im See gab es ein kleines Floss, auf welchem man Yoga machen konnte. Schwimmen waren wir aber ab Tag 2 nicht mehr, da Luca plötzlich am Fuss angeknabbert wurde. Wovon wissen wir bis heute nicht!

Seoce-Budva in Montenegro

Seoce-Budva ist ein wunderschöner Camping oben auf der Klippe gelegen.  Die Aussicht und die Sonnenuntergänge über die Bucht waren spektakulär und liessen sich am besten mit einem kühlen Bier geniessen. Die Tage verbrachten wir mit Schnorcheln und Sünnelen. ;-)

Kroatien

Nach einer unglaublich langen Autostrecke (waren es 8 oder 10 Stunden?) erreichten wir Krk. Dort hatten wir im Vorhinein einen Tauchkurs gebucht und deshalb fuhren wir das erste Mal unter Zeitdruck. Aber dank dem hervorragenden Fahrer (Luca fuhr ALLES alles alleine, denn ich habe keine Autoprüfung!) kamen wir rechtzeitig an.
Die Hang-Loose-Divers nahmen uns freundlich auf und wir wurden beide SSI Advanced Taucher mit Spezialisierung Tieftauchen. Highlights waren sicher der Nachttauchgang mit dem neugierigen Oktopus und der Tauchgang zum gesunkenen Schiff Peltastis. 

Natürlich durfte aber auch das Chillen und Sightseeing nicht zu kurz kommen...

way back home

Nach Kroatien blieben uns nur noch wenige Tage, um wieder in die Schweiz zu kommen.
Nach einem viel zu kurzen Stopp in Verona, einem bei der Familie im Tessin und einem letzten auf dem Gotthardpass, kamen wir nach 5 Wochen 'on the road' wieder in Luzern an.
Einerseits wunderbar, Freunde und Familie wiederzusehen, andererseits begannen wir sofort damit, das nächste Abenteuer zu planen... ;-)


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